Ebikon und HD Mill, 01. Juni 2014

 

Taufrische Kür für Molberg - made in Holland
 
Nachdem Marcela Krinke Susmelj sich für ihren smeyers Molberg ein neues, noch anspruchsvolleres Kürprogramm ausgedacht hatte, galt es, die passenden Klänge dazu zu produzieren. Der Aufgabe angenommen hat sich dieses Mal ein alter Bekannter aus Holland: Hutmacher und DJ Boy de Winter.
 
sm. Das neue Kürprogramm wurde dem braunen Dänen von seiner Chefin höchstpersönlich auf den Leib geschneidert: Ausschweifende Passagetouren wechseln sich in schneller Folge ab mit kniffligen Lektionen wie doppelten Pirouetten und Piaffpirouetten, um dann wieder nahtlos in einer Verstärkung zu explodieren. "Der Schwierigkeitsgrad meiner Kür bemisst sich einerseits an den einzelnen Lektionen andererseits an deren schnellen Abfolge sowie dem unmittelbaren Wechsel von Phasen der Versammlung und Verstärkung", erklärt die Top-Reiterin ihre Überlegungen. 
 
Mit der Produktion der Kürmusik betraute sie den Holländer Boy de Winter, der neben seiner Hauptbetätigung als in der Dressurszene etablierten Hutmacher auch international als DJ tätig ist. Mit seinem zweiten beruflichen Standbein Music & Motions produziert er gemeinsam mit Geschäftspartner Pim Schipperheijn feinste Musikkreationen für Kürvorstellungen in der Dressur.  
 
Und wer selber eine Kostprobe von dem Ergebnis dieser Zusammenarbeit nehmen möchte, dem sei dieser Zusammenschnitt vom diesjährigen CDIO Aachen empfohlen: 
 
 

 

 

 
 
Alexander T. Faehndrich und Ludwig Wicki komponierten und produzierten Kürmusik
 
Neue Kür für Molberg
 
Wie kommt man zu einer tollen Kür? Was braucht es alles dazu und vor allem wen braucht es?
 
pd. Am Anfang stand wie üblich auch bei Marcela Krinke Susmelj, die Choreographie, welche die Ebikonerin selber gemacht hatte. Dann entschieden sich Irene Meyer und Reiterin Marcela Krinke Susmelj dazu eine auf Molberg angepasste Kürmusik machen zu lassen.
 
Faehndrich und Wicki – ein Dreamteam
 
"Ein gemeinsamer Bekannter fragte mich letztes Jahr, ob ich nicht Lust hätte eine Musik für diese Kür zu schreiben. Natürlich war ich sofort interessiert, es war eigentlich nur eine Frage der Zeit. So organisierter er ein Treffen, wo ich alle kennenlernte und die Kür mal anschauen konnte. Die Verlockung war gross, aber eigentlich hatte ich nicht genügend Zeit. Da kam mir die Idee Alexander anzufragen, ob er zusammen mit mir dieses Werk realisieren möchte. Mit seiner Zusage konnte ich dann diese Aufgabe annehmen",  erzählt Ludwig Wicki zur Entstehung der Zusammenarbeit.
Mit Ludwig Wicki und Alexander T. Faehndrich gelang es ein Dreamteam zu engagieren. „Ludwig Wicki mit seiner enormen Erfahrung als Filmmusik-Dirigent und seinem exklusiven Flair für Tempi, und natürlich als aktiver Reiter, hat es verstanden die Schritte von Molberg in exakte Tempoinformationen und in eine passende Taktstruktur umzuwandeln“, sagt Alexander T. Faehndrich, der von Ludwig Wicki im Februar 2012 angefragt worden war, ob er bereit sei bei dieser Kürmusikproduktion einen Grossteil der Arbeit zu übernehmen. Die beiden kannten sich schon von gemeinsamen Musikprojekten, allen voran der Orchestration und dem Recording der Filmmusik zu „Sennentuntschi“ (Faehndrich Co-Composing, Orchestration, Aufnahmeleitung, Wicki: Dirigent) sowie „Pirates of the Caribbeans“ Weltpremiere (Wicki Dirigent, Alexander Faehndrich Soundprogramming,). Alexander Faehndrich als Filmkomponist und Arrangeur, Experte in einem Genre, wo das Zusammenspiel von Bildern und Musik die Kernherausforderung darstellt, leidenschaftlich dafür besorgt, mit den Stilelementen der Musik Bewegungen Abläufen und Akzenten die notwendige Emotionalität zu verleihen, war in diesem Team der perfekte Partner.
„Obwohl ich das erste Mal eine Kür vertont habe, gab es viele Parallelitäten zu meiner musikalischen Tätigkeit. Denn Komposition nach Briefing und mit Budget-, Besetzungs- und Zeitvorgaben gehören ins Daily Business eines Filmkomponisten. Hinzu kommt, dass ich seit längerer Zeit zusammen mit Choreographen Küren für Eiskunstläufer schneide und so die Bedürfnisse einer interessanten Kür kennen und umsetzen gelernt habe“, blickt Faehndrich auf diese Dressurkür-Premiere zurück.
 
 
 
 

 
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Alexander T. Faehndrich, 41 Jahre alt, ist Komponist und Produzent von Musik für Kino, Fernsehen und Shows sowie Dozent an der Musikschule in Luzern für digitale Musikproduktion.
Sein Unternehmen TERTIUS sounds steht neben der Komposition von Musik auch für die Konzeption von Corporate Sound für Firmen und der Einsatz von Digitaltechnik in Live Performances.
 
Der in Eschenbach aufgewachsene und sehr naturverbundene Alexander T. Faehndrich wohnt und arbeitet in Luzern, weil, wie er sagt, dies der schönste Platz der Schweiz sei.
 
Mehr über Alexander T. Faehndrich unter:

 
 
 
 
Ludwig Wicki, ist Stiftskappellmeister an der Hofkirche Luzern, Professor für Kammermusik an der Hochschule Luzern - Musik und Dozent für Dirigieren an der Hochschule der Künste Bern sowie künstlerischer Leiter des 21st Century Orchestra. Mit diesem Orchester dirigiert er pro Saison rund zehn Filmmusik-Projekte. So auch alle Weltpremieren von Lord oft the Rings, Fantasia und Pirates of the Caribbean. Im Jahr 2007 wurde Ludwig Wicki mit dem Anerkennungspreis der Stadt Luzern ausgezeichnet.

Mehr über Ludwig Wicki unter:
 



 
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Die Herausforderung 
 
Alexander Faehndrich beschreibt folgende Punkte als Herausforderung bei der Entstehung der Kür:
 
  • Welche Klänge und rhythmischen Motive passen zu den Schritten des Pferdes
  • Wie werden die vielen Tempowechsel musikalisch aufgefangen und unterstützt, ohne das abrupte Wechsel entstehen
  • Wie können schritttechnische Parallelstellen musikalisch umgesetzt werden sodass sie erkennbar bleiben und trotzdem eine Weiterentwicklung der Musik gewährleistet ist
  • Wie wird ein dramaturgischer Bogen und Emotionalität erreicht, denn mit der Kür kann auch eine musikalische Geschichte erzählt werden
  • Wie kann ein Bogen über die vielen unterschiedlichen Teile der Kür hergestellt werden (es sind 36 verschiedenen Musikabschnitte in 6 Min und 20 Sekunden verpackt)
  • Wie können musikalische Orientierungshilfen an die Reiterin vermittelt werden, ohne dass sie für die Zuschauer offensichtlich sind
  • Wie kann die Auftraggeberin während des Kompositionsprozesses Einfluss nehmen, bevor das Orchesterrecording erfolgt ist.
Zu diesem letzten Punkt sagt Alexander Faehndrich: „Frau Krinke hat Ludwig ihr volles Vertrauen ausgesprochen, deshalb wäre dies vielleicht gar nicht nötig gewesen . Trotzdem haben wir eine komplette digitale Version erstellt und Frau Krinke während des Kompositionsprozesses Teile davon vorgespielt. Es hilft zu vermeiden, dass man total in eine falsche Richtung geht. Im Filmmusikbusiness ist das üblich, weil Regisseure und Produzenten nicht Partituren lesen können.“
 
 
Was bedeutet das Pferd den Musikern?
 
Alexander T. Fähndrich: „Das Pferd ist für mich der Inbegriff von Eleganz und Rhythmus und eine tolle Inspirationsquelle. Es verkörpert für mich gleichwohl Kraft und Energie wie Sensibilität und Verletzlichkeit. Als Nachbar des Kunstmalers Hans Erni habe ich jeden Tag Gelegenheit, Pferde in freier Natur zu beobachten. Es ist meines Erachtens das musikalischste Tier. Oder kennen Sie ein anderes Geschöpf der Natur, dessen Gangart in der Partitur als selbsterklärende Spielanweisung Verwendung finden könnte? Fähndrich hat dann im Hornsatz an einer speziellen Stelle auch geschrieben: „im Galopp-Feel!
 
Ludwig Wicki: "Meine Frau ist aktive Concours-Reiterin und wir besitzen zusammen ein wunderbares Pferd. Durch sie habe ich reiten gelernt und wenn es mir die Zeit zulässt, gehe ich sehr gerne in den Pferdestall. Pferde faszinierten mich immer. Ihre Wildheit, der Blick eines Pferdes, aber auch auf dem Pferd im Galopp durch die Luft zu schweben, ist etwas Aussergewöhnliches."  
 
 
Der Projektablauf
 
Wie schon erwähnt trat Marcela Krinke Susmelj im Februar 2012 mit Ludwig Wicki in Verbindung und dieser fragte Alexander Fähndrich an. Die beiden Musiker sagten zu, die Kür musikalisch zu untermalen. Folgende Schritte waren nötig, bis Marcela Krinke Susmelj in Lipica zur neuen Kürmusik reiten konnte:
 
  • Marcela Krinke Susmelj stellte ein Video mit der Kür (in der Trainingshalle) zur Verfügung
Die Arbeit der Musikprofis begann: auszählen der Schritte und bestimmen der Tempi, Anzahl Takte pro Kürsequenz (Piaffe, Passage etc.) und Festlegen der Tempowechsel -> Clicktrack zum Film (Das ist eine Tonspur, auf der nur das Metronom zu hören ist, alle Tempowechsel und betonte Zählzeiten können so mit dem Film überprüft werden, ohne dass ein Ton Musik klingt. Zudem wird er dem Dirigenten auf den Kopfhörer gespielt, damit er während den Aufnahmen immer genau im Timinig ist.)
 
  • Verifizieren, ob alle Schritte richtig ausgezählt sind und die Tempi stimmen
  • Entwickeln des Musikkonzeptes, Start der Komposition der Musik, festlegen der Hauptthemen und Seitenthemen
  • Auskomponieren der Musik und erstellen der Mockups (das sind digital hergestellte Musiklayouts, die aber bereits nach Orchester klingen)
  • Herstellen der Partituren und Einzelstimmen
  • Durchführen der Recordingsession
  • Auswahl der Tracks, Zusammenmischen mit den verbleibenden digitalen Klängen, Mastering der Produktion

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Am 15. Juni  war es dann soweit: die Kürmusik konnte übergeben werden.
 

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Der Sieg in Lipica freute natürlich auch die Macher der Kürmusik: „Als Filmkomponist ist man dann glücklich, wenn die Musik mit den Bildern oder der Performance funktioniert, aber dazu braucht es professionelle Darsteller und eine hinreissende Inszenierung. Frau Krinke hat gezeigt, dass sie zusammen mit Molberg beides auf höchstem Niveau vereinen kann!“, freut sich Alexander Faehndrich über den Erfolg. Und Ludwig Wicki meint dazu: "Wenn man etwas mitkreieren kann was andern hilft und gefällt, ist das ein tolles Gefühl und macht mich glücklich."
 
 
Am Sonntag, 24. Juni wurde ein Beitrag auf DRS 1 und DRS 3 sowie am 26. Juni im Regionaljournal von Radio DRS zur Kürmusik gesendet.
 
Link zum Beitrag auf DRS 3

Link zum Beitrag im Regionaljournal von Radio DRS



 
 
 


Marcela Krinke Susmelj (SUI) & Smeyers Molberg... von martinehp